Freitag, 29. August 2014

Die letzte Reise - viel Kultur, Berge und ein schwerer Abschied

Besser spät als nie und das Beste kommt zum Schluss, so auch dieser voraussichtlich letzte Eintrag in meinen Blog.
Seit zwei Monaten bin ich jetzt wieder zuhause, ohne über die Monate Mai und Juni in Ecuador zu berichten, obwohl sie in vielerlei Hinsicht die schönsten, aber auch traurigsten waren.

Mein Geburtsmonat Mai begann relativ normal für Chone, die Schule ging zwar wieder los aber zu Sachas und meiner Überraschung sagte uns unser Präsident, wir müssen nicht hingehen weil es für 3 Wochen keinen Sinn hätte und wir lieber die letzte Zeit mit unseren Familien verbringen sollten. Also gingen unsere Ferien nahtlos weiter bis zum 16. Mai, an dem die letzte Reise mit Rotary losging, die Busreise durch das Hochland. Neun Tage sollte sie dauern und uns ca. 130 Austauschschüler besser mit der Natur und Kultur unseres Gastlandes vertraut machen. Zur Verdeutlichung der Route füge ich eine Karte Ecuadors ein.


Am Freitag, den 16. Mai trafen alle Schüler im Grand Hotel der größten und in der Küstenprovinz Guayas gelegenen Stadt des Landes, Guayaquil, ein (auf der Karte südlich, rot eingefärbt mit Flughafen). Dort nahmen wir an der Distriktkonferenz des rotarischen Distrikts 4400 teil, die wir mit unseren Flaggen, einem Vortrag und einigen musikalischen Beiträgen aufmischten. 
Am nächsten Tag besuchten wir den Historischen Park Guayaquils, der neben der in der Costa typischen Vegetation auch einige Häuser aus der Kolonialzeit des Landes zu bieten hat. Hier bekamen wir außerdem eine Vorstellung von sogenannten Montubios, Bauern und Bewohner das Landes vor allem in Manabí, also in meiner Provinz. Sie haben einen sehr starken Akzent und eine einfache, aber herzliche Art. Auch ein Haus aus Zuckerrohr konnte man anschauen, die in Chone sogar mitten in der Stadt stehen.

Von den ca. 100 Höhenmeter in Guayaquil reisten wir in weniger als vier Stunden in Bussen bis auf 4160 Meter ü. NN zum nahe Cuencas gelegenen Nationalpark Cajas, in dem wir an einer Lagune Halt machten und uns ein wenig die Beine vertraten. Beim Aussteigen schlug uns diese kalte, unglaublich frische Luft entgegen, die die meisten Schüler aus der Costa gar nicht mehr gewohnt waren. Abends kamen wir in Cuenca an, der drittgrößten Stadt des Landes, in der Provinz Azuay.
Der 18. Mai begann mit einer Führung durch die historische Altstadt Cuencas, sie ist fast vollständig aus der Kolonialzeit erhalten. Mir und vielen anderen gefiel die Stadt unheimlich gut, ein Freund aus Portoviejo, eine Stunde von Chone entfernt, fragte spaßeshalber die Reiseleiterin, wo denn der Dreck und der Staub auf der Straße seien. Das drückte die Sache aber ziemlich genau aus: Cuenca ist sehr sauber und aufgeräumt, mit schönen Häusern und gebildeteren Menschen. Das fiel vor allem den Kindern aus der Küste auf. Nachmittags besuchten wir das unweit von Cuenca gelegene Örtchen Gualaceo, das für seinen schönen und preiswerten Gold- und Silberschmuck bekannt ist. 

Nach einer weiteren Nacht in Cuenca war es soweit: ich war 17. Mein Tag begann mit der Besichtigung Ingapircas, der nördlich von Cuenca in der Provinz Canar gelegenen wichtigsten Ausgrabungsstätte der Inka in Ecuador. Hier befinden sich die Ruinen eines Mond- und eines Sonnentempels, der Ort soll ein wichtiges religiöses und strategisches Zentrum der Inka gewesen sein.
Das Feld mit der Ruine des Sonnentempels

Weiter ging es Richtung Norden zum nordwestlich der Stadt Riobambas gelegenen höchsten Vulkan Ecuadors, dem Chimborazo. Er hat eine Höhe von 6310 Meter und ist namensgebend für die Provinz. Alexander von Humboldt stellte hier auf seiner Südamerikaexpedition (1799-1804) die Symptome der Höhenkrankheit fest, nachdem er den Berg bis auf 5892 Meter erklommen hatte. Das machten wir natürlich nicht, sondern begnügten uns mit einer kleinen Wanderung mit einer indigenen Frau, einem Lama und einem Alpaka. Nachdem ich mit ein paar anderen Schülern die beiden sturen Tiere zu dem Hügel geführt hatte waren die anderen auch schon bereit zu gehen, aber ich konnte doch ein paar Fotos mit dem Vulkan machen.

Ich mit der ecuadorianischen Flagge vor dem Chimborazo

 Lamaliebe

So gut wir uns auch mit den Tieren verstanden hatten, wenn wir an diesem Tag nicht mit leerem Magen bleiben wollten mussten wir wohl oder übel einen ihrer Artgenossen essen, der uns im Restaurant der indigenen Gemeinschaft Palacio Real serviert wurde. Das Lama sowie das Alpaka sind die einzigen einheimischen Nutztiere in den Anden Ecuadors, und so aßen sie die Indigenen zusammen mit den Meerschweinchen über Jahrhunderte hinweg. Mit der Haltung von Schweinen, Rindern etc. wurde das natürlich überholt, und so gibt es heute Lama nur zu besonderen Anlässen, wie zum Beispiel unser Besuch. Als Lasten- und Arbeitstiere und vor allem für die Wollgewinnung sind die Tiere auch heute noch in Gebrauch.
Nach diesem Ereignis fuhren wir weiter in die Hauptstadt der Provinz, Riobamba, dort bekam ich nach dem Abendessen gleich zwei Torten, eine schenkten mir die Rotarier, einen meine Freundinnen aus Portoviejo. Die typische ecuadorianische Tradition, die Nase oder in meinem Fall das ganze Gesicht in die Torte zu drücken, durfte natürlich auch nicht fehlen. Danach wurde natürlich noch ein bisschen gefeiert, ein schöner Abschluss für den bisher aufregensten Geburtstag meines Lebens.

Der fünfte Tag unserer Reise begann nach einer recht kurzen Fahrt in der Nähe des berühmten Kurorts Banos de Agua Santa, östlich von der Provinzhauptstadt Tungurahuas, Ambato, gelegen. Auch diese Provinz wurde nach einem Vulkan benannt. Hier wanderten wir ein paar Kilometer zu dem Wasserfall namens Pailón del Diablo, unter den man treten kann und infolgedessen komplett nass wird. Das macht aber nichts, denn da Banos tiefer und schon fast im Regenwald liegt herrscht dort ein angenehmes, warmes Klima. Weiter ging es an diesem Tag nach Puyo, Pastaza, das nun wirklich im Regenwald ist und wo unsere Herberge sogar einen Pool und Freizeitanlagen hatte, die wir natürlich nutzten.

Den in Puyo gelegenen ethnobotanischen Garten, der im Jahre 1993 gegründet und 15 Hektar groß heute aussieht wie ein natürlicher Regenwald, Omaere genannt, besuchten wir am darauffolgenden 21. Mai. Ethnobotanik ist die Wissenschaft vom Studium der Pflanzen im Bezug auf ihre Verwendung durch den Menschen als Nutzpflanze, Medizin, etc., Wikipedia sei Dank. Jedenfalls gestaltete der indigene Führer diesen Besuch sehr interessant, in zwei originalgetreuen Holzhütten der Völker Shuar und Waorani brachte er uns deren Lebensarten näher. Viele Vertreter dieser beiden Völker leben heute noch abgeschieden im Regenwald, nahe an ihren Traditionen.
Nun fuhren wir rund 240 Kilometer gen Norden in die wunderschöne Hauptstadt Ecuadors, das in Pichincha gelegene Quito. Der geneigte Leser meines kleinen Online-Tagebuchs kennt meine Beziehung zu dieser Stadt. Begonnen hat unser Besuch in der historischen, kolonialen Altstadt, die viele Kirchen und andere schöne Bauten aufzuweisen hat und von Kennern gerne als "schönste Hauptstadt Südamerikas" bezeichnet wird. 

Weiter ging es am nächsten Tag mit der Fahrt mit dem TelefériQo, einer Seilbahn die auf einen Berg führt, vonwoaus man Quito in all seiner Pracht hätte bewundern können, wenn denn keine Wolken die Sicht verdeckt hätten. Naja, auf knapp 3000 Metern Höhe darf sowas durchaus mal passieren.  
Spaß hatten wir dagegen im gut 20 Kilometer nördlich Quitos gelegenen San Antonio de Pichincha, wo das Äquatormonument Ecuadors liegt, das Touristen aus aller Welt anzieht, die dort reichlich Fotos schießen, was wir uns selbstverständlich auch nicht nehmen ließen. Die wenigsten wissen allerdings, dass das 1982 errichtete Denkmal nicht auf dem "richtigen" Äquator liegt, der rund 240 nördlich davon verlaufen soll, was neue GPS-Messungen zeigen.

Besser ein falscher Äquator, als gar keiner!
 
Nachdem wir am vorhergehenden Tag gut 100 Kilometer Richtung Norden in die Hauptstadt der Provinz Imbabura, Ibarra, gefahren waren, begann der vorletzte Tag unserer Reise mit einer Wanderung an der Lagune Cuicocha unweit der Stadt. Diese hat die Besonderheit, dass sie im Krater eines erloschenen Vulkans entstand, trotzdem ist ihr Wasser sehr kalt. Ich weiß das, weil drei meiner Freunde den Kick brauchten und sich kurzerhand dazu entschlossen, eine Runde baden zu gehen.

Die Kraterlagune Cuicocha
 
Der letzte Rest unserer Reise sollte hauptsächlich aus Shoppen bestehen: am Nachmittag besuchten wir gleich zwei Orte, Atuntaqui, das berühmt ist für die Herstellung und den dementsprechend günstigen Preise der Kleidung, und Cotacachi, das für seine Lederverarbeitung bekannt ist. Die meisten Schüler hatten bis zu dieser Reise gewartet, um ihre Mitbringsel für Familie und Freunde zuhause zu besorgen.
Den letzten Abend nutzten die Rotarier, allen voran Jorge Herrera Briones, der Distrikt-Chairman, um uns Urkunden über die Teilnahme und den erfolgreichen Abschlusses unseres Austauschs in Ecuador zu überreichen. Wer wollte, konnte einige Worte sagen, und es herrschte eine allgemeine schöne, dankbare, aber auch traurige Stimmung, uns war klar, in kurzer Zeit würde unser Jahr zu Ende sein und wir würden diese Personen, die uns so arg ans Herz gewachsen waren, für sehr lange Zeit nicht sehen.
 
Auch der Abschlusstag, der 24. Mai 2014, war dem Einkauf von Souvenirs gewidmet, in Otavalo, dessen Markt als größter und preiswertester Souvenirmarkt Ecuadors gilt. 
Neun Tage waren wir miteinander durch unser wunderschönes Gastland gereist, 10 Monate kannten wir uns und hatten miteinander schöne und weniger schöne Momente. Der Abschied der Austauschschüler war traurig und tränenreich, doch wir können sagen: wir haben eine große Familie in aller Welt, und hatten die beste Zeit unseres Lebens!

Que viva Rotary! - Es lebe Rotary!

Dienstag, 6. Mai 2014

Galapagos - ein echtes Naturwunder ecuadorianischer Nationalität



Wie der Titel schon verrät geht es dieses Mal um meine Rotary-Reise auf die berühmten Galapagosinseln, auf die ich euch hier mitnehme. 

Vorweg muss ich anmerken, dass ich zurzeit noch nicht die Unterwasserbilder habe, die wir mit der Kamera einer Freundin geschoßen haben, die ich erst Mitte Mai wiedersehe. Dann folgt ein extra Eintrag nur für die Bilder.

Unsere Galapagosreise startete durch chaotische Umstände verspätet, denn ursprünglich war der Flug von Guayaquil nach Baltra am 23. März geplant. Durch Probleme mit der Airline musste er allerdings um zwei Wochen verschoben werden, und so verließen 35 Austauschschüler aus Manabí am 5. April 2014 das Festland Ecuadors und machten sich auf die knapp zweistündige Reise gen Westen auf die berühmten Galapagosinseln. 

Wir landeten auf der Insel Baltra (Seymour, die Namen in Klammern sind die im Englischen verwendeten), von dort aus folgte eine kurze Fahrt mit einer Fähre in den Norden der zweitgrößten, allerdings bevölkerungsreichsten Insel Santa Cruz (Indefatigable Island), auf der durch ihre zentrale Lage die meißten Touristen untergebracht sind. Diese Insel bietet durch ihre höhere Feuchtigkeit 15.000 Menschen ein zuhause, der im Süden gelegene Hauptort Puerto Ayora ist mit rund 12.000 Einwohnern der größte der Inselgruppe. Dort kamen wir nach einer guten Dreiviertelstunde im Bus an, denn wir hatten im Hotel Ninfa, 5 Gehminuten vom Hafen entfernt gebucht. Am selben Nachmittag machten wir uns auf den einstündigen Fußmarsch bei 25° und knallender Sonne zur Tortuga Bay, ein weißer Sandstrand unweit von Puerto Ayora. Der Weg aus Lavasteinen führte durch eine Kakteenlandschaft und die Galapagensen nennen ihn die Chinesische Mauer. Wie alle Galapagosinseln ist auch Santa Cruz vulkanischen Ursprungs, die Inselgruppe war also nie mit dem Festland verbunden.

 Der Weg nach Tortuga Bay


Nachdem wir am Vorabend in zwei Gruppen, einmal 16 und 19 Personen eingeteilt wurden, startete Tag 2 für meine Mädelsgruppe um 6.30 Uhr, um 7 Uhr nahmen wir ca. 3 Stunden lang ein Schnellboot auf die am östlichsten gelegene Hauptinsel San Cristóbal (Chatham). Der Nationalpark Galapagos vergibt den einzelnen Booten begrenzte Zeiten an Stränden und anderen geschützten Orten, um Massen zu vermeiden. Auch sind die Tourboote auf 16 Personen begrenzt. Dadurch mussten uns bei der Ankunft in der Hauptstadt der Provinz Galapagos, Puerto Baquerizo Moreno, 3 unserer Leute für den Tag verlassen und ein anderes Tourboot auffüllen. Gleich beim Anlegen wurden wir von Seelöwen begrüßt, wie es auf Galapagos Sitte ist, denn sie sind wirklich überall und haben keine Spur von Angst vor den Menschen.

 Eine Seelöwenfamilie auf Hafentreppen

 La linda capital Puerto Baquerizo Moreno


Galapagos-Seelöwen-Relax-Plattformen

Nachdem wir auf ein anderes Boot gewechselt hatten, fuhren wir ungefähr eine Stunde lang an der Westküste entlang, um zum sogenannten Leon Dormido (schlafender Löwe, Kicker Rock im Englischen), den Überresten eines Vulkans zu kommen. Auf dem Weg kamen wir an der Stelle vorbei, an der Charles Darwin im Jahre 1835 zum ersten Mal Fuß auf die Galapagosinsel setzte. Heute steht dort auf einem Felsen eine Statue des berühmten Wissenschaftlers. In den kalten Gewässern rund um den Kicker Rock, die an ihrer tiefsten Stelle rund 100 Meter und an den am wenigsten tiefen 50 Meter aufweisen, hieß es zum ersten Mal Schnorcheln. Hier sahen wir kleine Haie und viele Korallen in den unterschiedlichsten Farben. Wie schon gesagt hatten wir eine strikte Zeitbegrenzung von in diesem Fall einer Stunde, ein anderes Boot wurde von der Wasserpolizei weggeschickt weil es keine Erlaubnis hatte. Am selben Tag fuhren wir einen schönen weißen Sandstrand an, an dem wir uns ein bisschen erholen konnten und Riesenmantas sahen, eine Rochenart die anders als ihre Vetter nicht am Boden, sondern an der Wasseroberfläche schwimmen.

Die Charles-Darwin-Statue
 am Ort seines ersten Landgangs in Galapagos



El Leon Dormido, Kicker Rock. In der kalten Jahreszeit, 
von Juni bis November, muss man hier zum Schnorcheln Neoprenanzüge tragen.

Als wir zurück nach Puerto Ayora kamen, fiel uns etwas Außergewöhnliches ins Auge: ein riesiges O aus Bildern von Landschaften Ecuadors. Gehört hatte ich von dem Projekt #AllYouNeedIsEcuador.Travel des Tourismusministeriums schon, aber es noch nie gesehen: die einzelnen Buchstaben des Satzes ALL YOU NEED IS waren vom 1. April an zehn Tage lang in Großstädten der ganzen Welt verteilt, zusammen mit jeweils zwei jungen Ecuadorianer, die im jeweiligen Land studieren und die Passanten über das Projekt und vor allem über das touristische Ecuador informieren. Das N stand vor dem Sony Center am Potsdamer Platz in der deutschen Hauptstadt. Um den Werbeslogan zu vervollständigen, hatten auch sieben ecuadorianische Städte die Ehre, einen Buchstaben ihres Landes zu tragen. Das Projekt begann schon Anfang März auf digitaler Ebene, denn das Tourismusministerium erwarb für ein Jahr die Rechte des Beatles-Songs "All you need is love" und machte daraus unter anderem ein Video mit dem Namen "ALL YOU NEED IS ECUADOR". Durch dieses Projekt sollte mehr Aufmerksamkeit auf das kleine Andenland gelenkt werden, das auf der Fläche Österreichs vier verschiedene Klimazonen vereint und touristisch noch nicht weit erschlossen ist. Dieses Ziel wurde durch rund 80.00.000 Menschen die die Buchstaben sahen und eine riesige Welle in den sozialen Netzwerken auf jeden Fall erreicht.

Die offizielle Website des Tourismusministeriums:
http://ecuador.travel/en
Das Video zur Kampagne:
https://www.youtube.com/watch?v=aCwLjXH0f-Y

  Werbung für Ecuadors Tourismus in Puerto Ayora


Der dritte Tag begann um 5.00 Uhr, wir nahmen unsere Yacht im Norden der Insel, denn das Tagesziel waren die nordwestlich Santa Cruz's gelegene Insel Santiago (James) und die kleine, aber sehr berühmte Vulkaninsel Bartolomé (Bartholomew), die im Osten davorgelagert ist. Die beeindruckenste Schnorchelerfahrung hatte ich auf jeden Fall an der Sullivan Bay auf Santiago. Hier gingen wir vom Strand aus ins Wasser und durch die geringe Wassertiefe waren die Steine, Korallen und kleinen Fischschwärme sehr deutlich zu erkennen. Zwei Freundinnen und ich schwammen gerade zwischen zwei großen Steinen, als uns ein Pinguin von unten überholte. Der Galapagospinguin wird nur bis zu 50 cm lang, ist einer von vier Arten von Brillenpinguinen und die auf der größten Insel Isabela heimischen Tiere sind die einzigen, die auf der Nordhalbkugel brüten. Nachdem wir diesen angenehmen Schrecken überwunden hatten bekam der kleine Mann (oder Frau, wer weiß) Gesellschaft und in wenigen Minuten waren wir von Pinguinen umgeben. Auch Wasserleguane drehten ihre Runden hier, sie schwimmen wie Hunde an der Wasseroberfläche und bewegen nur die Beine, einige sonnten sich auf den Lavasteinen. Als ich nach einiger Zeit das Wasser wieder verlassen wollte entschied ich mich ganz schnell um: zwei Seelöwenjungen waren an den Strand gekommen und es war unheimlich toll mit ihnen zu schwimmen. 
Nach diesem Erlebnis gingen wir zurück an Bord um nach Bartolomé rüberzusetzen, die Schönheit die wir schon von Santiago aus bewundern konnten weil sie nur ein paar hundert Meter davon entfernt ist. Bei dem Aufstieg auf den 114 Meter hohen Hauptvulkan erklärte uns der Guide dass die Insel kleinere, sozusagen Hilfsvulkane besitzt, die beim Abtransportieren der Gase helfen. Außerdem ist sie aus verschiedenen Lavaarten von verschiedenen Ausbrüchen nach und nach entstanden, der Vulkan formte sich sozusagen selbst. Von der Spitze aus hat man einen atemberaubenden Blick auf die gesamte Insel mit ihren beiden Sandstränden und der berühmten Felsnadel Roca Pináculo, die wohl zu den am meisten fotografierten Orten in Galapagos gehören. Schnorcheln ging's natürlich auch nochmal hier, und auch dieses Mal zeigten die Seelöwenjungen keine Scheu.
Bevor wir jedoch nach Santa Cruz zurückkehrten wartete ein kleines Wunder auf uns: eine Delfinschule von 40 bis 50 Tieren befand sich vor der Küste Bartolomés und begleitete unser Boot einige Minuten lang, aus dem Wasser springend und sich Rennen untereinander und mit dem Boot liefernd. Dieser Tag war für mich der schönste.

 Delfine vor Bartolomé

 La Isla Bartolomé

Hier zur Verdeutlichung nochmal eine Karte:
Mittig Santa Cruz, wo wir wohnten;
im Osten die Hauptinsel San Cristóbal;
im Nordwesten San Salvador, wie Santiago auch genannt wird,
im roten Kasten Bartolomé;
und die größte Insel Isabela, die wir am nächsten Tag besuchten.


Nun darf natürlich Isabela wie gesagt nicht fehlen, die größte Insel, die wir am vierten Tag besuchten. Hier kamen wir in Puerto Villamil im Süden der Insel an, dort folgte eine Buchttour, bei der wir Babyleguane auf Felsen und kleine, ungefährliche Haie in einem schmalen, geschützten Korridor sahen. 
Außerdem wanderten wir über ein Lavafeld des aktiven Vulkans Cero Azul, der vor kurzem erst ausgebrochen ist. Da die Vulkane auf Galapagos allerdings einen sehr weiten Krater besitzen, dieser hat einen ungefähren Durchmesser von zwei Kilometern, sind ihre Erruptionen harmlos, da die Lava nicht aus dem Krater austritt. 
Natürlich schnorchelten wir auch auf Isabela, und dieses Mal wurden eine Freundin und ich von einer Riesenschildkröte überrascht, die bestimmt 1,50m lang war. Wir schwammen eine ganze Weile mit ihr und da sie so gemächlich schwamm konnten wir einige gute Fotos schießen. 
Zurück an Land fuhren wir ein Stück über die Insel zu einer Lagune, in der wir sage und schreibe vier Flamingos sahen, die dort wohl auch nicht heimisch sind. Wir besuchten auch eine Aufzuchtsstation für Landschildkröten (oder Landschildkrötenaufzuchtsstation), in der Landschildkröten verschiedener Inseln aufgezogen werden, denn in der Wildnis sterben sehr viele der bedrohten Tiere schon in jungem Alter. 
Den Abschluss dieses Tages bildete ein bisschen Entspannen am Strand mit Seelöwen und Schwimmen mit Leguanen. Eine ganze Horde Seelöwen hatte sich in den Schatten der Bäume zurückgezogen und döste vor sich hin.

 Leguan auf der Hafenpromenade

Flamingos in einer Lagune

Seelöwen nehmen den Strand ein


Bevor wir am nächsten Tag leider auch schon abreisten, besuchten wir eine weitere Landschildkrötenstation, diese befindet sich aber in der Nähe von Puerto Ayora und in ihr lebte Lonesome George, die Schildkröte die als letzte ihrer Unterart im Juni 2012 verstarb, ohne des Wissens der Pfleger nach Nachkommen zu hinterlassen. Er lebte nämlich mit zwei Weibchen zusammen und es gibt noch Hoffnung, dass es zu einer Paarung gekommen ist, da Schildkrötenweibchen das Sperma bis zu vier Jahre lang speichern können, bevor sie trächtig werden. George starb jedoch vorerst als letzter seiner Art.

 Das Gehege, in dem Lonesome George lebte


Nach dieser fünftägigen, einmaligen Reise brachte uns das Flugzeug zurück aufs Festland.
Für mich war diese Reise die schönste, da wir so viele verschiedene Tiere sahen und vor allem so nah an ihnen dranwaren, man konnte dieses Naturwunder wirklich mit allen Sinnen erleben.

Für meine Facebook-Freunde geht es hier zu meinem Galapagosalbum, in dem meine Reise bildhaft reflektiert wird: 
https://www.facebook.com/lui.sarro/media_set?set=a.524220307686945.1073741833.100002969400163&type=3

Jetzt fehlen auch nur noch knapp zwei Monate bis ich heimfliege, und so wenig ich mein ecuadorianisches Leben verlassen will, freue ich mich auf zuhause.
Ich melde mich aber bestimmt nochmal aus Ecuador, denn es steht ja noch die letzte Reise bevor, der Trip durch die Sierra.
Bis dahin Alles Gute!

Luisa

Mittwoch, 26. Februar 2014

Regenwald, und zwar nun wirklich Regenwald



Um Himmels Willen, wie die Zeit rast. Es ist wieder so viel passiert seit ich das letzte Mal geschrieben habe, ich könnte gleich drei neue Einträge schreiben. Aber jetzt kommt erst einmal der Bericht über die dritte Rotary-Reise, der sehr bilderreich sein wird, er führte uns nämlich in den Osten Ecuadors, den Amazonas-Regenwald.

Gestartet sind wir 30 Austauschschüler aus der Provinz Manabí am 28. Januar vom (internationalen!) Flughafen in Manta am frühen Morgen. Nach einem 40-minütigem Flug mit der ecuadorianischen Airline AeroGal nach Osten in die Hauptstadt Quito und einem 20-minütigem noch weiter nach Osten in die Hauptstadt der Provinz Napo, Coca, fühlten wir zum ersten Mal die feuchte Hitze und die scheinbar noch grellere Sonne des Amazonas-Regenwaldes. In der 100.000 Seelen-Stadt Coca besitzt Sacha-Lodge, das Hotel das für die nächsten 3 Tage unser zu Hause sein sollte, ein Haus am Río Napo, in dem wir uns erfrischen konnten. Lange sollte es allerdings nicht dauern, denn das motorisierte Kanu, dass uns auf dem Fluss zwei Stunden weiter östlich zur Lodge bringen sollte, war schon bereit. Der Río Napo ist einer der längsten sowie breitesten Flüße im Regenwald Ecuadors und das wichtigste Transportmittel, nicht nur für die zum Teil noch sehr isoliert lebenden Ureinwohner, die Indígenas, sondern auch für Touristen wie wir.

The manabas taking over the plane

Der Río Napo mit der neuen Brücke Cocas


Sofort ging es allerdings nicht zur Lodge, die ein Terrain von 5000 Acre nahe dem Nationalpark Yasuní besitzt und dort Ökotourismus betreibt, denn wir hielten ungefähr auf der Mitte der Strecke an, um ein Museum über das Leben und die Kultur der Indígenas zu besichtigen. Nach einer weiteren Stunde kurvenreicher Fahrt, denn der Fluss führte nur wenig Wasser und so mussten wir die tiefsten Stellen suchen um nicht steckenzubleiben,  glaubten wir uns am Ziel. Aber falsch gedacht, die Lodge liegt keinesfalls am Fluss, sondern an einer Schwarzwasser-Lagune etwas tiefer im Dschungel. Also hieß es 20 Minuten laufen auf einem ca. 1 Meter hohem Holzsteg der, wie der Rest der Wege in der Lodge, mit einer Netzauflage aus Kunststoff belegt war, um Ausrutschen bei Regenwetter zu vermeiden. Darauf folgte unsere erste Kanufahrt über die unglaublich schöne Lagune, in kleineren Kanus als zuvor allerdings. In diesen 4 Tagen bin ich mehr gepaddelt als in meinem ganzen Leben zuvor, und das in einer Kulisse wie im Abenteuerfilm. Das erste Gebäude, das man sehen konnte war das Lagunenhaus, in dem gegrillt wird und von dem aus man baden kann, mit Piranhas und Krokodilen, aber dazu später mehr. Darauf folgten in einem schmalen Kanal das Bootshaus, das Gummistiefelhaus (in Englisch klingt das eindeutig besser), und das größte Haus, das dreistöckige Restaurant mit Ausguck auf dem Dach. Oberhalb liegen die Gastunterkünfte, Stelzenhäuser mit jeweils zwei sehr schön eingerichteten und sauberen Räumen. Alle Häuser der Lodge sind aus dem Urwald-Äquivalent zu Holz mit Strohdächern und hier folgen ein paar Bilder.


Das Lagunenhaus, links davon führt der Kanal zum Restaurant

Das Bootshaus bei Sonnenuntergang

 Ja, die Lodge hat den gleichen Namen wie mein amerikanischer Freund.
Sacha bedeutet Urwald in Quichua, der Sprache der Indígenas
und ist in Ecuador als weiblicher Vorname bekannt.

 Die Gästehäuser und der typische Holzsteg


Gott, wenn ich die Bilder jetzt wieder sehe bekomme ich Gänsehaut und will wieder zurück.
Weiter im Text. Am ersten Abend hieß es: Nachtwanderung. Naja, für zwei der vier 7-8 Mann starken Gruppen in die wir uns aufgeteilt hatten, denn zu viele Leute auf einmal im Urwald verschäuscht die Tiere. Das System ist folgendes: jede Gruppe hat einen bleibenden Native Guide und alle machen die gleichen Tours, nur eben zu anderen Zeitpunkten. Da es das erste Mal im eigentlichen Urwald war für uns und die Taschenlampen nur wenig Licht spendeten war diese Nachtwanderung zwar interessant, aber auch leicht gruselig. Unser Guide meinte wenn wir Glück hätten würden wir Schlangen sehen. Zu meinem Glück sahen wir allerdings keine, dafür Eidechsen, kleine Käfer und Spinnen und natürlich auch große Spinnen, insgesamt um die fünf Vogelspinnen bekamen wir in dieser ersten Nacht zu Gesicht.


Mein Lieblingsfoto dieser ersten Nacht
Dieser Trip war eindeutig der schlafreichste für alle von uns, denn nachdem wir den ganzen Tag an der Luft waren und ständig in Bewegung waren wir schon mittags unheimlich müde, um nicht vom Abend zu reden. Deshalb sind wir jeden Abend um 10 schlafen gegangen, denn schon um 5 Uhr am nächsten Morgen hieß es aufstehen, die Security-Guards weckten uns durch Klopfen an der Tür. Eine halbe Stunde um sich fertigzumachen, denn um 5.30 Uhr gab es Frühstück und um 6.00 Uhr brachen wir auf zu einer nächsten Tour. Die Vormittagstour dauerte meistens bis um 11.00 Uhr und am zweiten Tag fuhren alle Gruppen über den Río Napo ungefähr zwei Stunden zum Nationalpark Yasuní, wo wir eine Frauengruppe Indígenas besuchten, die uns ihre Kultur demonstrierten, sie tanzten für uns unter anderem eine traditionellen Tanz. Als wir danach oblogatorischerweise in den Shop gelotst wurden, wo handgemachte Armbänder, Ohrringe, Töpfe verkauft werden, die Palette reichte sogar bis zur Holzmachete, fiel mir ein Schild ins Auge das besagte dass diese Institution von einer deutschen Regierungsorganisation unterstützt wird.
Nachdem wir gegen 11.00 Uhr wieder in der Lodge waren war es Zeit für einen Snack und ein Nickerchen bis zum Mittagessen, welches immer um 1.00 Uhr stattfand. Die Zeit zum Schwimmen in der Lagune ist von 10.00 bis 16.00 beschränkt, denn nachts sind die Krokodile und Piranas aktiver als tagsüber. Da aber bis um 2.00 am Lagunenhaus Erneuerungen realisiert wurden konnten wir erst dann unseren Mut beweisen, mit Piranas zu schwimmen. Dazu muss gesagt werden dass diese genau wie Haie nur auf Blut angreifen, wenn man also in den letzten drei Tagen keine blutigen Wunden hatte oder nicht seine Tage für die Mädchen kann man sich ohne Sorgen am kühlen Wasser erfreuen. Was sehr lustig an der Lagune war ist dass die Haut unter Wasser gelb aussieht, da es eine Schwarzwasserlagune ist.


Hier das Beweisfoto mit zwei meiner Mit-Deutschen, Lorena und Mats
Die Nachmittagsexkursion startete für meine Gruppe um 15.30 Uhr, wir wanderten durch den Wald und sahen so ziemlich die gleichen Tiere wie in der Nacht zuvor, nur dass man dieses Mal mehr sah. Das eigentliche Highlight dieses ersten Tages sollte aber erst beim Abendessen stattfinden, beim Barbecue im Lagunenhaus, als ich einen von den Piranas gegessen habe, die die Guides der beiden anderen Gruppen am Mittag geangelt hatten (es ist schwer einen zu erwischen da die Viecher unheimlich gerissen sind und die Fleischstücke vom Haken abessen, bevor man es bemerkt). Sie schmecken ganz normal nach mildem Fisch (sagt man das so?) und die Zähne so aus der Nähe zu sehen war echt interessant. Um 8.30 Uhr fuhren wir mit dem 8-Mann Kanu raus auf die Lagune um Krokodile und andere Tiere zu betrachten, eigentlich. Leider war das einzige das wir sahen eine Kröte und durch die schlechten Lichtverhältnisse konnte ich sie nicht auf Foto festhalten. Es gehört sehr viel Glück dazu, die Tiere sehen zu können.

Mini-Frosch auf der Hand von Walter, unserem Guide
Hmmmm, Pirana

Der nächste Tag startete eine halbe Stunde später als der erste, was unseren müden Geistern sehr gut passte. Die Morgenexkursion war unglaublich schön, eine meiner Favoriten. Mit dem Kanu fuhren wir dieses Mal in eine andere Richtung durch einen schmalen Kanal, bis wir an einem Steg ankamen, wo wir anlegten und aufs Land gingen. Hier sah ich zum ersten Mal Kapuziner- und Totenkopfäffchen aus der Nähe in freier Wildbahn. Auch diese sehr agilen Tierchen sind leider schwer mit der Kamera einzufangen. Nachdem wir sie ausgiebig beschaut und uns über sie amüsiert haben, führte uns der Weg zu einer etwa 10 Meter langen und drei Meter hohen Seilbahn über einen kleinen Fluss und es hat total Spaß gemacht sie zu fahren. Danach ging es wesentlich höher hinaus: ein Baumhaus in einem absoluten Urwaldriesen wartete darauf, von uns erklummen zu werden. Oben angekommen fand natürlich eine riesen Foto-Session statt und wir nutzten den kühlen, angenehmen Wind, um etwas zu verweilen.

Paddeln!
 Walter's girls (v.r.): Tess, Arianna, Lorena, Coralie, Aliya, Kelty und ich
 Ich fliegeeee!

Der Baum, in dessen Krone eine Plattform liegt

Nach dem Mittagessen waren wir an der Reihe, unser Glück beim Piranha-Angeln zu versuchen. Unglaublich, aber wahr: ich habe zu meinem großen Stolz einen mittelgroßen Fisch geangelt. Im Anschluss stand für uns das Schmetterlingshaus auf dem Programm, es ist genauso aufgebaut wie deutsche Schmetterlingshäuser, der einzige Unterschied ist dass sie die tropischen Temperaturen nicht künstlich erzeugen müssen. Nachdem wir genug hatten vom Fotoschießen machten wir uns auf dem Weg zum Stolz der Sacha Lodge: der Canopy Walk, eine Hängebrücke, 275 Meter lang und 30 Meter hoch, auf dem Boden mit insgesamt drei Stahltürmen befestigt, die die Brücke in zwei Stücke unterteilen. Von dort oben hat man einen atemberaubenden Ausblick über die Wipfel der Urwaldriesen, etwas schwindelfei muss man allerdings schon sein. 

Mein Baby (mein Guide hat ihn danach wieder reingeworfen,
wir hatten ja am Vortag schon Fisch gehabt)
 Über den Wolken... Nun gut, fast
So, nun sind wir auch endlich am Ende angelangt, ich hoffe ich konnte zumindest einen Eindruck von der Schönheit des Amazonas-Regenwalds vermitteln. Aber ohne Zweifel ist dieser eines dieser Dinge, die man erleben muss, um sie ganz zu erkennen. Dieser Trip war auf jeden Fall mein bisheriger Liebling und ich danke Rotary vielmals dafür. Auch von mir nachträglich alles Gute zum 109. Geburtstag, den Rotary International am Sonntag, den 23. Februar 2014 feiern durfte. Que viva Rotary!
In diesem Sinne sende ich liebe Grüße nach Deutschland, und der nächste Bericht kommt bald, denn Ende März geht's auf nach Galapagos!
Bis dann,
Luisa